Ebnet die steigende Zahl der Minijobs den Weg zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Immer mehr Menschen arbeiten in Mini- oder Nebenjobs. Die Finanzierung ihres Lebensunterhaltes ist dabei nicht gesichert und aufstockende Sozialleistungen sind notwendig. Die Bedingungen sind oft stigmatisierend, weswegen der Ruf nach einem bedingungslosen Grundeinkommen immer lauter wird.

Bedingungsloses Grundeinkommen als Chance für alle

Ein bedingungsloses Grundeinkommen soll jedem Menschen ein ausreichendes Mindesteinkommen und damit ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Sozialleistungen wären hinfällig, wodurch Bürokratiehindernisse abgebaut und der Öffentliche Dienst verschlankt werden könnten. Aber kann ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht automatisch auch zu einer staatlichen Hängematte werden? Insbesondere junge Menschen könnten Gefahr laufen, den Mehrwert einer soliden Qualifizierung nicht mehr zu erkennen und ohne Ausbildung ins Arbeitsleben starten. Darüber hinaus ist die Finanzierung abzusichern, was eine Erhöhung der Einkommens- und Verbrauchssteuern unumgänglich machen wird.

Ist Vollzeitarbeit heute noch zeitgemäß?

Die digitalisierte Welt integriert immer mehr Computer und Roboter in die Arbeitswelt. Reichen da vielleicht in Zukunft Neben- oder Minijobber für den Rest? Diese Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde zweifelsohne der Leistungsdruck vermindern. Schlecht bezahlte Jobs könnten abgelehnt werden und stattdessen würde man tun, was man wirklich will: Sich um die Familie kümmern, einer kreativen Beschäftigung nachgehen oder soziale Projekte unterstützen.

Das Modell „Bedingungsloses Grundeinkommen“ ist eine revolutionäre Idee, aber viele Fragen sind noch ungeklärt. Trotzdem sieht zum Beispiel der Koalitionsvertrag des Landtages in Schleswig-Holstein bereits heute einen entsprechenden Modellversuch vor. Für und Wider müssen jedoch gründlich überlegt sein: Experten befürchten, dass bei einem bedingungslosen Grundeinkommen immer mehr geringer qualifizierte Arbeitnehmer beschäftigungslos werden und keine Chance mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Ob die Finanzierung des Modells so gesichert ist, bleibt dahingestellt.